Joe Krieg Quartet: „Anadulphs Traum“

Dienstag, 02.02.2010

Veranstaltungsort: BIKUL, Bildungs- und Kulturzentrum Lindenhain, Kapellenstraße 47, 90762 Fürth
Beginn: 20.00 Uhr, Eintritt: 11,- / 9,- €

Joe Krieg (Gitarre), Marco Netzband (Piano), Felix Himmler (Kontrabass), Uli Kleideiter (Schlagzeug)

Joe Krieg Quartet: “Anadulphs Traum” 2.2.2010, Bikul

Im „Jazzpodium“, Ausgabe Oktober 2009, schreibt Alexander Schmitz über „Anadulphs Traum“:

(…) Joe Krieg ein Phänomen zu nennen, wäre vielleicht noch etwas zu früh. Aber fest steht, dass dieser Gitarrist sich mit seinem Debüt schon mal einen Sonderplatz erarbeitet hat, er und sein Quartett. Joe selbst, Spross deutsch-französischer Eltern, hat an der Musikhochschule Würzburg studiert und in New York Unterricht gehabt bei so unterschiedlichen Lehrern wie Peter Bernstein, Pat Martino, Ben Monder und Mike Stern und hat daraus als Substrat einen goldenen Mittelweg für sich gefunden, der ihm Anerkennung und Sympathie sichert bei altgestandenen Mainstreamern ebenso wie bei Anhängern moderner Idiome und Sprachen. Pianist Marco Netzbandt unterrichtet an besagter Würzburger MH längst selbst, arrangiert und komponiert preiswürdig und hätte eigentlich auch gleich einen Preis verdient, weil in seinem Spiel die Poetik der Gruppe insgesamt und die dieses Repertoires aufs Feinste repräsentiert ist, und zwar durch Ruhe, Sensibilität, Unaufdringlichkeit, Stil und wunderbare Ausgewogenheit zwischen Emotionalität und Kalkül. Netzbandt fasst zusammen, was ihn, Joe Krieg und die Rhythmusgruppe mit Felix Himmler am Bass und Uli Kleideiter, Drums, zur Einheit zusammenschweißt. Himmler übrigens war Solo-Preisträger des Duke-Ellington-Wettbewerbs der Würzburger MH, und Uli Kleideiter, Westfale und Wahl-Würzburger, unterrichtet heute ebenfalls selbst an besagter Hochschule.Und diese Einheit funktioniert, lebt, kippt nirgends ab in irgendwelches Zu-Wenig, Zu-Vorsichtig oder Zu-Introvertiert. Sie sind dezent, aber sie sind nicht defensiv; sie pflegen einen feinen Stil, aber sie sind keine Manieristen. Es plätschert nicht. Die Stücke, allesamt von Joe, haben Hand und Fuß, die Themen sind teilweise von berückender Schönheit und, denke ich, durchaus gallischem Charme und entsprechen dem, was der Gitarrist erwarten lässt, wenn er sich selbst bezeichnet als „lyrischen Melodie-Bebopper“. Das mag sich vielleicht erstmal etwas drollig anhören. Hört man die CD, dann weiß man genau, was gemeint ist. Und nimmt erstaunt und beeindruckt zur Kenntnis, wie da ein Komponist und eine Band es zuwege bringen, Cool Jazz voller Wärme und Bop mit starker melodischer Qualität zu servieren, die man normaler eher dem Unterhaltungsgenre oder anderen jazz-fernen Disziplinen zu trauen würde. Aber Joes subtiles Gefühl für im Prinzip einfache, nie aber einfältige und immer schöne Melodien, die jedesmal höchst interessante Wege nehmen und auf wunderschönen Changes ins Ohr gleiten – das hinterlässt Spuren. Anadulphs Traum ist in unseren Gehörgängen Wirklichkeit geworden.

Und ist nie gefällig oder sonst wie zu leichtgewichtig. Die Stücke sind dramaturgisch gekonnt gebaut, und niemand nutzt je seine Chancen, um sich aufdringlich in den Vordergrund zu spielen. Joe Krieg verfällt zuweilen einem etwas zu ausgeprägten Hang zur rhetorischen Wiederholung und der etwas zu ausgiebigen Nutzung einer bestimmten Verzierung (wie die Aufwärts-Pulloffs im Titelstück); das sind aber Kinkerlitzchen, die keinem Thema und keiner Improvisation wirklich schaden können. Dafür sind sein Anschlag und sein Sound so wunderbar delikat, dass man ihm auch Sachen zu verzeihen bereit ist, die er überhaupt (noch) nicht verbrochen hat. Und im Übrigen fällt Joe als Solist nie mit der Tür ins Haus; auch da ist er der kluge Dramatiker, der immer erst spät zeigt, was in ihm steckt an gitarristischer Meisterschaft. Die aber wird nie als technisches Showoff ausgespielt, sondern gehört immer mit hinein in das ästhetische Gesamtgefüge.

Da sind also wie aus heiterem Himmel ein neuer Gitarrist und eine neue Band. Sie sind gekommen ohne Brimborium, ohne Lärm, ohne Gags und Gimmicks, sondern einfach nur mit der sanften Überzeugungskraft des guten Stils. Und haben eine wunderschöne Platte mitgebracht, der hoffentlich noch viele folgen werden.

Text: Alexander Schmitz, Foto: Ch. Wurm

www.joekrieg.de

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