Dienstag, 09.02.2010
Veranstaltungsort: BIKUL, Bildungs- und Kulturzentrum Lindenhain, Kapellenstraße 47, 90762 Fürth
Beginn: 20.00 Uhr, Eintritt: 15,- / 10,- €
Michel Wintsch (Piano), Bänz Oester (Kontrabass), Gerry Hemingway (Schlagzeug)
Ein Piano-Jazz-Trio ist mittlerweile ein vertrautes Format. Vielleicht zu vertraut: Viele dieser Trios haben sich entweder einem Repertoire mit Standards verschrieben, das auch aktuelle Popsongs beinhalten kann, oder sind einem Free Jazz verpflichtet, der Melodien scheut und auch nicht im Jazz verankert ist.
Das WHO Trio jedoch ist anders. Der Titel „Less is More“ – Weniger ist Mehr – ist gleichzeitig Programm. Mehr davon könnte also auch zuviel sein.
Das Trio, bestehend aus dem Schlagzeuger Gerry Hemingway, dem Schweizer Pianisten Michel Wintsch und dem Bassisten Bänz Oester, spielt schon seit mehr als zehn Jahren zusammen. Obwohl alle Musiker in mehreren Projekten dabei sind, ist ihre gemeinsame Arbeit bemerkenswert und außergewöhnlich. Die Intelligenz dieser Musik liegt in ihrer Einfachheit und Interaktivität. Nur eine eng zusammenarbeitende Gruppe kann eine so einheitliche Aussage machen, ohne dass sich die Musiker in die Quere kommen.
Die Musik ist im Jazz Swing zuhause, sprengt aber dessen Grenzen. Die drei erfahrenen Free-Jazz-Musiker bemühen sich, den Fokus der differenziert komponierten Stücke zu erhalten.
Kein Gefummel ist hier zu hören – ob Wintsch die Saiten im Klavier zupft, Oester seinen Bass als hölzerne Trommel benutzt oder Hemingway auf seinem Schlagzeug eine Vielzahl von Klängen erschafft – alle tragen sie zur Gesamtkomposition bei.
Am treffendsten ließe sich dieses Trio vielleicht mit Jarretts Standards-Trio vergleichen, gepaart mit dem Teamwork des Clusone Trio und der Telepathie einer klassischen Bill Evans-Aufnahme. Aber im Gegensatz zu diesen Bands beginnt das WHO Trio seine Forschung nicht mit Cover-Versionen bekannter Melodien. Es erschafft sich eine eigene Welt mit schönen und ergreifenden Balladen, die die Spannungsbögen des Jazz mit der Empfindsamkeit einer einfachen Melodie kombinieren.
Mark Corroto (All About Jazz): “ … Ich habe nur selten eine Band angetroffen, der die Verbindung von Spannung und Lyrik so perfekt gelingt wie diesem Trio. Das Konzept „less is more“ beschreibt die Musik wirklich gut: Es hat viel offenen Raum, aber in jedem gespielten Ton ist Spannung. Jeder Ton ist voller Zurückhaltung, als ob nur die große verborgene Welt angedeutet würde, die solches ermöglicht, dabei aber unsichtbar bleibt: Implizite Musik. Der vorenthaltene Ton ist genau so wichtig wie der gespielte.
Wahre Schönheit manifestiert sich in der Andeutung. Trotz dieser Spärlichkeit macht die Musik aus sich heraus Sinn. Sie strahlt eine einfache Schönheit aus mit sich entwickelnden melodische Konzepten, interessanten kompositorischen Strukturen und einigen erweiterten Spieltechniken. Die Stücke unterscheiden sich, obschon sie alle der gleichen Logik und einer sehr konsequenten Kontrolle unterliegen.“
Falls die Japanische Redewendung “Schönheit ist kontrollierte Leidenschaft” wahr ist, dann ist dieses Album ganz sicher ein gutes Beispiel dafür.
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